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Vorwort 2021

Liebe Aktionärinnen und Aktionäre,
sehr geehrte Damen und Herren,

vor einem Jahr hatte ich an gleicher Stelle damit begonnen, dass die Coronavirus-Pandemie uns fest im Griff hat. Daran hat sich ein Jahr später trotz wirksamer Impfstoffe und breiter Impfkampagnen nicht viel geändert: Die Pandemie prägt weiterhin unseren Alltag. Die Impfquoten sind in vielen Ländern noch zu niedrig, um das Virus und seine Varianten vollständig zu überwinden. Dennoch sind wir zuversichtlich, dieses Jahr die Pandemie im Wesentlichen hinter uns zu lassen.

Bei ElringKlinger haben wir alle erforderlichen Maßnahmen unternommen, um die Gesundheit unserer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu schützen. Durch mobiles Arbeiten sowie Unterlassen von Reisetätigkeiten und Besuchsempfängen haben wir die Anzahl der Kontakte im Konzern so gering wie möglich gehalten. Die Austausche auf allen Ebenen sollen intern wie extern nach Möglichkeit virtuell stattfinden. Diese Maßgaben wurden zentral getroffen und gelten bis heute. Ihre Notwendigkeit überdeckt jedoch nicht, dass ihre Folgen deutlich spürbar sind – vor allem im Miteinander. Der persönliche Kontakt untereinander fehlt im Job. Viele sehnen sich nach einer wiederzugewinnenden Normalität im Alltag. Umso höher ist die Leistung unserer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter einzuschätzen. Tagtäglich bringen sie sich mit vollem Engagement für den Konzern ein. Dafür möchte ich ihnen – auch im Namen meiner Vorstandskollegen – sehr herzlich danken.

Uns alle macht eine Entwicklung betroffen, zu der es, als diese Zeilen verfasst wurden, täglich oder fast stündlich neue Nachrichten gab. Der Konflikt zwischen Russland und der Ukraine hat sich im Februar 2022 zu einem Krieg in Osteuropa zugespitzt. Dabei kennt ein Krieg nur Verlierer. An erster Stelle ist menschliches Leid zu nennen – Verlust von Menschenleben, Trennung von Familien, Flucht, Vertreibung und Ängste. Die Gedanken von uns allen bei ElringKlinger sind bei den Betroffenen dieses Konflikts und wir gedenken seiner Opfer. Die ökonomischen Folgen werden für alle bedeutend sein, denn die Globalisierung wird nicht mehr so funktionieren wie zuvor. Einige Grenzen werden nun Hürden sein und die Verteilung von Energie und Rohstoffen wird die zentrale Frage in der neuen wirtschaftlichen wie politischen Ordnung sein. Schon vorher wurden infolge der Pandemie Lieferketten durch Lockdowns gestört, Container waren an ihren Bestimmungsorten nicht verfügbar. Im Zuge der wirtschaftlichen Erholung zog die Nachfrage nach Rohstoffen wieder an, was die eh schon hohen Rohstoffpreise weiter in die Höhe trieb. Von ElringKlinger verwendete Rohstoffe wie Aluminium legten beispielsweise allein im Jahr 2021 um rund 40 % zu. Verstärkt wurden solche Effekte durch Extremereignisse wie den Starkregen in Deutschland im Sommer, den Wintersturm in Texas oder die Suez-Kanal-Havarie im März, die regionale wie auch die globalen Märkte in Unordnung brachten. Nicht zuletzt muss unsere Branche Engpässe bei Halbleitern verkraften: allesamt Faktoren, weswegen die Automobilproduktion statt – wie ursprünglich erwartet – um rund 13 % letztlich nur um 3,4 % wuchs.

Insbesondere vor diesem Hintergrund sind die Geschäftszahlen von ElringKlinger 2021 mehr als zufriedenstellend. Trotz der beschriebenen Einschränkungen konnten wir unsere Umsatzerlöse um 9,7 % – organisch gar um 10,1 % – auf 1.624 Mio. EUR steigern und haben damit die Marktentwicklung von 3,4 % erneut übertroffen. Auch beim Ergebnis haben wir uns deutlich gesteigert: Der Konzern hat ein operatives Ergebnis vor Zinsen und Steuern (EBIT) von 102,0 Mio. EUR erzielt, was einer Marge von 6,3 % entspricht. Damit hat der Konzern ein Plus von 74,3 Mio. EUR gegenüber dem Vorjahr erwirtschaftet. Von diesen Erfolgen sollen auch Sie als Aktionärinnen und Aktionäre profitieren. Daher schlagen Vorstand und Aufsichtsrat der Hauptversammlung vor, für das Geschäftsjahr 2021 eine Dividende in Höhe von 0,15 EUR auszuschütten. Auch die weiteren Kennzahlen haben wir 2021 spürbar verbessern können. Bei fortgeführtem diszipliniertem Investitionsansatz und einer weiteren Optimierung des Nettoumlaufvermögens konnten wir erneut einen deutlich positiven operativen Free Cashflow (72,0 Mio. EUR) ausweisen.

Die Verbesserung der wesentlichen Kennzahlen zeigt, dass das Effizienzsteigerungsprogramm an den richtigen Stellschrauben angesetzt hat. Dieses Programm hatten wir 2019 mit dem Anspruch begonnen, die Ertragskraft zu stärken, den Cashflow nachhaltig zu verbessern und die Nettofinanzverbindlichkeiten deutlich zurückzuführen – Ziele, die wir vollständig erreicht und in vielen Bereichen sogar übertroffen haben. In Summe hat der Konzern in den letzten drei Jahren einen operativen Free Cashflow von 412,5 Mio. EUR erzielt und die Nettofinanzverbindlichkeiten von 795,5 Mio. EUR Ende März 2019 auf 369,2 Mio. EUR zum Jahresultimo 2021 mehr als halbiert. Damit ist ElringKlinger für die anstehende nächste Phase der Transformation schlagkräftig aufgestellt.

Dieser erweiterte Handlungsspielraum, meine Damen und Herren, ist für die kommenden Jahre auch wichtig. Denn die Transformation im Automobilsektor geht in ihre nächste Runde. Nachdem wir uns in den Zukunftsfeldern schon frühzeitig technologisch gut aufgestellt haben und nun über ein bereits entwickeltes, in vielen Fällen marktreifes Produktportfolio verfügen, haben wir uns in den letzten beiden Jahren auch strukturell neu aufgestellt. Wie Sie wissen, haben wir im Brennstoffzellenbereich eine Partnerschaft mit Airbus geschlossen, um die Technologie auch für den Luftfahrtsektor nutzbar zu machen. Gleichzeitig sind wir eine strategische Allianz mit unserem französischen Partner Plastic Omnium eingegangen. Die Tochtergesellschaft EKPO Fuel Cell Technologies hat am 1. März des abgelaufenen Geschäftsjahres ihre Tätigkeit aufgenommen und seitdem schon zahlreiche Aufträge gewinnen können. Gemeinsam mit unserem Partner werden wir das große Potenzial des Marktes für Brennstoffzellenkomponenten und -stacks weiter angehen und ausschöpfen.

In der Batterietechnologie haben wir in den vergangenen zwölf Monaten ebenfalls Meilensteine erreicht. Wir haben nicht nur ein neues Kompetenzzentrum in Neuffen unweit unseres Konzernsitzes in Dettingen/Erms aufgebaut, sondern auch bedeutende Vertriebserfolge verbucht. Im März haben wir einen volumenstarken Auftrag über Zellkontaktiersysteme verkünden können, die für die Serienplattform eines deutschen Premiumherstellers bestimmt sind. Mit einem globalen Batteriehersteller als direktem Abnehmer haben wir den Kundenkreis unserer Produkte ausdehnen können. Die Produktion läuft hier 2022 ebenso an wie für einen Auftrag über den Prototypen eines Batteriesystems, das in einen Highend-Sportwagen eingebaut wird.

Bei aller Konzentration auf die neuen Technologien müssen wir uns aber auch auf eine nachlassende Nachfrage nach herkömmlichen Komponenten in einigen Produktgruppen einstellen, was durch die Pandemie auch beschleunigt wurde. Diese Entwicklung begleiten wir eng und analysieren wir intensiv. Aufgrund dessen haben wir Pläne entworfen, die Kräfte im Geschäftsbereich Abschirmtechnik zu bündeln. Diese Pläne verfolgen das Ziel, dass der Geschäftsbereich auch in Zukunft wettbewerbsfähig ist.

Mit all diesen Schritten haben wir uns auf die nächste Phase der Transformation vorbereitet. ElringKlinger ist technologisch, strukturell und finanziell schlagkräftig aufgestellt, um die Chancen des Wandels im Automobilsektor zu nutzen. Unaufhaltsam nimmt die Nachfrage nach Fahrzeugen der alternativen Antriebstechnologien zu. Bereits 2021 hat sich die Anzahl der global produzierten Fahrzeuge, die nur einen Batterie- bzw. Brennstoffzellenantrieb haben, gegenüber 2020 fast verdoppelt. Dieser starke Wachstumstrend wird sich fortsetzen und ElringKlinger wird davon durch seine frühzeitige Vorbereitung profitieren.

Für uns im Vorstand ist wichtig, die Chancen zu nutzen, die sich durch die weitere Erholung nach der Pandemie und die Transformation der Mobilität ergeben. Dazu zähle ich auch die Digitalisierung, die wir in Produktion und Verwaltung noch einmal beschleunigen werden. Denn daraus lässt sich ebenfalls ein nachhaltiger Wertbeitrag für den Konzern generieren.

Ich lade Sie herzlich dazu ein, sich vom großen Potenzial des Konzerns zu überzeugen, und wünsche Ihnen bei der Durchsicht des Geschäftsberichts viel Freude. Gleichzeitig danke ich Ihnen, liebe Aktionärinnen und Aktionäre, für Ihr Vertrauen, das Sie ElringKlinger entgegenbringen.

Dettingen/Erms, im März 2022

Dr. Stefan Wolf
Vorsitzender des Vorstands