ElringKlinger AG
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Innovation beginnt bei ElringKlinger bereits beim Werkstoff. Durch die eigene Entwicklung und das spezielle Compoun­dieren lassen sich etwa Polytetrafluorethylen-(PTFE-)Werkstoffe perfekt an die Bedürfnisse der Medizintechnik anpassen.

– Bietigheim-Bissingen, Deutschland

Teflon® kennt jeder, der schon einmal in der Küche erfolgreich eine Pfanne geschwenkt hat. Dass dahinter aber ein Werkstoff steckt, der so universelle Eigenschaften aufweist, dass er viel breiter und in viel komplexeren Anwendungen als nur beim Kochen genutzt werden kann, bleibt den meisten verborgen. Polytetrafluorethylen oder PTFE, wie Teflon® wissenschaftlich bezeichnet wird, kann nämlich bei Temperaturen von -200 °C bis +260 °C dauerhaft eingesetzt werden. Chemisch gesehen handelt es sich um ein unverzweigtes, linear aufgebautes und teilkris­tallines Polymer aus Fluor und Kohlenstoff. Indem die Fluoratome die Kohlenstoffkette kompakt umhüllen, schützen sie diese vor chemischen Angriffen. Die hohe Elektronegativität des Fluors bewirkt eine hohe Bin­dungsenergie des Fluor-Kohlenstoff-Gerüsts von fast ca. 489 KJ/mol, sodass es äußerst reaktionsträge ist. Zudem ist PTFE aufgrund der niedrigen Oberflächen­spannung nur schwer zu benetzen. Es weist eine nahezu unbegrenzte UV- und Witterungsbeständigkeit auf und besitzt hervorragende Gleit- und Reib­eigenschaften. Auch dadurch ist es physiologisch unbedenklich und zum Beispiel für den Lebensmit­telkontakt geeignet.

Bei PTFE handelt es sich um ein unverzweigtes, linear aufgebautes und teil­­kristallines Polymer aus Fluor und Kohlenstoff.

Diese Eigenschaften machen PTFE für vielfältige ​Anwendungsbereiche interessant. Die ElringKlinger Kunststofftechnik GmbH wusste diese schon früh zu nutzen und beschäftigte sich intensiv mit diesem und anderen Werkstoffen aus der Gruppe der Fluorpolymer­­­­-Hochleistungskunststoffe. Im Ergeb­nis bietet das Tochterunternehmen des ElringKlinger­-Konzerns mit Sitz in Bietigheim-Bissingen heute ein breites Produktspektrum an, das weit über die Standardlösungen in der Kunststoffindustrie hinausgeht. Multi-Lumen­-Schläuche, Radialwellendichtringe, Memory-Manschetten, Rohrbündel-Wärmetauscher, Faltenbälge, Gleitelemente oder Komponenten für Hochfrequenz­antennen sind nur einige Produktbeispiele. Die Entwicklung geht stetig weiter.

Fast die Hälfte des Jahresumsatzes von ElringKlinger Kunststofftechnik von insgesamt rund 120 Mio. Euro entfällt auf die Automobilindustrie. Mit dem Ma­schinen­­­bau macht die Tochtergesellschaft fast ein Drittel des Jahresumsatzes, mit dem Handel rund 10 %. Ein wichtiges strategisches Wachstumsfeld stellt in Zukunft aber die Medizintechnik dar, die derzeit eben­­falls rund 10 % ausmacht. Denn zum einen nimmt aufgrund des demografischen Wandels die Nachfrage nach medizinischen Produkten weiter zu, zum an­deren erfüllen PTFE-Produkte mit ihren speziellen Eigenschaften die immer höheren Anforderungen im Zuge der Miniaturisierung, dem Mega­trend der Medizintechnik.

Der Reinraum der ElringKlinger Kunst­stofftechnik GmbH wurde 2017 in Betrieb genommen und erfüllt die Anforderungen der ISO-Sauberkeitsklasse 8.

Den Grundstein für das künftige Wachstum hat das Unternehmen kürzlich gelegt: „Die Erweiterung der Produktionsflächen um einen Reinraum, der Bau des Extruderturms und die Zertifizierung nach dem ISO-Standard 13485 waren für uns die Eintrittskarte, in der Medizintechnik künftig noch stärker zu wachsen“, erklärt Raik Lüder, einer der beiden Ge­­­­schäfts­führer der Gesellschaft. Mittelfristig will man den Umsatz mit dieser Branche verdoppeln.

Der 2017 eröffnete Neubau bietet dafür die Möglichkeiten: 8.000 m² mehr Fläche, den 33 m hohen, fünfgeschossigen Extruderturm, durch den man in der Ver­­­tikalen längere Schläuche produzieren kann, und nicht zuletzt den Reinraum der ISO-Sauberkeitsklasse 8 als echtes Alleinstellungsmerkmal. „Damit können wir den hohen Ansprüchen unserer Kunden auch zukünftig gerecht werden“, so Lüder weiter. Insgesamt 30 Mio. Euro hat die Gesellschaft in Bietigheim-Bissingen investiert und sich damit zu dem Standort bekannt.

Die vertikale Produktion im Extruderturm ermöglicht längere Schläuche als in horizontalen Herstellungsverfahren.

» Der Reinraum nach ISO-Klasse 8, der Extruderturm und die Zerti­fi­zierung nach ISO 13485 waren für uns die Eintrittskarte, in der Me­dizintechnik künftig noch stärker zu wachsen. «

Raik Lüder, Geschäftsführer der ElringKlinger Kunststofftechnik GmbH

Kliniken und Arztpraxen sind die Produkte der Kunststofftechnik-Tochter bestens vertraut. Beispielsweise werden Paukenröhrchen in der HNO-Heilkunde eingesetzt, spezielle Kunststoffschläuche für Diagnose und Therapie in der Endoskopie und minimalinvasiven Chirurgie ver­­wendet. Fachärzte wie Gastroenterologen, Prok­tologen und Gynäkologen schätzen die präzise Steuerungsmöglichkeit und das antiadhäsive Ver­halten. Gerade der Bedarf an den Spezialschläuchen steigt angesichts der fortschreitenden Technik, der Teilkonzern produziert ca. 1.000 km Endoskopie­­schläuche pro Jahr. Tendenz steigend.

„Die Basis dafür ist der Werkstoff, mit dem wir maßgeschneiderte, innovative Lösungen anbieten können. PTFE bietet hervorragende Material­eigenschaften und lässt sich hochpräzise im Mikrometer-Bereich herstellen“, führt Stefan Schmid aus. Er leitet den Teilkonzern als Geschäftsführer gemeinsam mit Lüder. Bereits seit über 50 Jahren ist das Unternehmen erfolgreich tätig. 1996 wurde die Gesellschaft in den ElringKlinger-Konzern inte­griert. In den Folgejahren hat man das Produktspektrum konsequent verbreitert, die Anzahl der Zielbranchen kontinuierlich erweitert. Mittlerweile bietet ElringKlinger Kunststofftechnik 7.000 verschiedene Produkte für 4.000 Kunden weltweit an.

Das Unternehmen expandierte auch international: Seit 2012 existiert ein Produktions- und Vertriebsstand­ort in Buford, USA. Bereits zuvor, im Jahr 2008, hatte man den Schritt nach China gewagt und baut seit­dem das Geschäft in Asien erfolgreich aus. „Mit dem Standort in Qingdao haben wir die Voraus­setzung für die strategische Erschließung des chi­nesischen Marktes geschaffen“, so Schmid weiter. „Das werden wir in den kommenden Jahren noch ausweiten.“ Erst kürzlich wurde eine neue, moderne Produktionsstätte bezogen. China stellt neben der NAFTA-Region den Schwerpunkt der Aktivitäten dar, ohne natürlich die Heimat Europa als Kernmarkt zu vernachlässigen.

Das Know-how von ElringKlinger Kunststofftechnik beschränkt sich aber nicht nur auf den Herstellungsprozess, sondern zeigt sich auch in der Material­kunde: Durch das Beimischen von organischen und anorganischen Füllstoffen werden die Eigenschaften des Endprodukts gezielt gesteuert. Mit Grafit und Kohlefaser gefülltes Material beispielsweise erhöht die Verschleißfestigkeit, Glasfaser verringert die Kriechneigung des Basismaterials und Wismut­car­bo­nat macht Schläuche in der medizinischen Anwendung auf dem Röntgen-Bildschirm sichtbar. Auch gezieltes Einfärben ist möglich. Was vergleichs­weise trivial klingt, hat enormen Nutzen: Durch die eingefärbten Markierungen der Schläuche kann der behandelnde Arzt zum Beispiel den Ein­griff in seiner Tiefe genau steuern.

» PTFE bietet hervor­ragende Material­eigenschaften und lässt sich hochpräzise im Mikro­meter-Bereich herstellen. «

Stefan Schmid, Geschäftsführer der ElringKlinger Kunststofftechnik GmbH

Doch PTFE erfüllt nicht nur die Präzisionsanforderungen der Medizintechnik, sondern auch die Erfordernisse anderer Branchen, wie z. B. der Chemie- und Prozesstechnik. Hier spielt neben der hohen Genauigkeit vor allem der Korrosionsschutz eine Rolle. Durch die Auskleidung mit PTFE-Lami­naten, -Folien oder -Gewebeschichten werden die Aus­wirkungen einer aggressiven chemischen Anlagenumgebung abgefedert, sodass die Lebensdauer der Anlagen deutlich erhöht und die Lebenszykluskosten erheblich verringert werden können. Gleiches gilt für Kraftwerke: Hier dienen korrosionsbeständige HetragonTM-Waben aus PTFE als Wärme­­über­tra­gungselemente oder auch als Tragroste zur Abstützung von Füllkörpern. Aufgrund ihrer zahlreichen parallel zueinander angeordneten Kanäle, die als Sedimentationsfläche dienen, können die Waben übrigens auch in der Wasserreinigung eingesetzt werden.

Implantate für die HNO-Medizin wie Pauken­röhrchen stellen höchste Anforderungen an den Werkstoff und die präzise Ausführung. PTFE gewährleistet beides.

Höchste Anforderungen an die Verträglichkeit der in den Anlagen eingesetzten Materialien gelten auch in der Lebensmittelindustrie. Viele Werkstoffe stoßen hier an ihre Grenzen, PTFE dagegen kann seine Stärken ausspielen. Zum einen gewährleistet es die Zuverlässigkeit und Funktionsfähigkeit der Schläuche und Dichtungen im Anlagebetrieb, zum anderen hält es den Temperaturen im Reinigungs­prozess stand und weist die erforderliche Reaktionsträgheit auf. ElringKlinger Kunststofftechnik bietet seinen Food-­Industrie-Kunden Prozesssicherheit durch die entsprechende GMP-Zertifizierung.

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Mitarbeiter arbeiten an 7 Standorten weltweit für das Segment Kunst­stoff­technik.

Ungefähr 1.000 km Endoskopie­schläuche pro­duziert ElringKlinger Kunststofftechnik pro Jahr.

Was für die Medizintechnik, den Anlagenbau oder die Lebensmittelindustrie gilt, hat ebenfalls wertvollen Nutzen in weiteren Branchen. So eignet sich PTFE beispielsweise für Schläuche in Lackiermaschinen, für Isolierungen in der Elektrotechnik oder für großdimensionierte Dichtungen in der Öl- und Gasförderung. Ein breites Spektrum an Anwendun­g­en und Branchen, für das ElringKlinger Kunststofftechnik die passenden Lösungen anbietet. PTFE lohnt sich eben nicht nur als Beschichtungsmaterial von Pfannen in der heimischen Küche, sondern ist ein vielfältig verwendbarer Hochleistungskunststoff mit exzellenten Eigenschaften.