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Drehscheibe Suzhou

Früher eine Stadt des Handels und des Handwerkes, heute Zentrum der Hightech-Industrie: In der chinesischen Millionenstadt Suzhou hat die EKPO Fuel Cell Technologies GmbH (EKPO) 2022 einen neuen Standort gegründet. In unmittelbarer Nähe zu Shanghai kommt ihm eine Schlüsselrolle als Dreh- und Angelpunkt für die strategischen Wachstumspläne zu. Von Suzhou aus rollt das Joint Venture seine führende Brennstoffzellentechnologie in den schnell wachsenden Märkten Asiens aus.

Suzhou, durchzogen von Kanälen, wird auch Venedig des Ostens genannt. Während das einst bedeutendste Handelszentrum Europas heute eine Touristenattraktion ist, pulsiert die moderne Industriemetropole im Osten Chinas. Die Stadt ist ein wichtiger Knotenpunkt in einer der attraktivsten Wirtschaftsregionen der Welt, nur 100 Kilometer westlich von Shanghai. Die außergewöhnlichen infrastrukturellen Rahmenbedingungen haben dazu geführt, dass sich mehr als 2.000 Unternehmen aus der ganzen Welt im Industriepark Suzhou New District angesiedelt haben. Diesen Schritt machte 2022 auch die EKPO Fuel Cell Technologies GmbH (EKPO). Die Gründung der Tochtergesellschaft EKPO China am Standort Suzhou ist ein entscheidender Schritt zur Erschließung des asiatischen Brennstoffzellenmarktes.

Wachstumsmarkt Asien
Die Gründe für die Expansion sind offensichtlich: In Asien nimmt die Entwicklung der Wasserstoff-Wirtschaft zunehmend Fahrt auf. Dem Aufbau von Infrastrukturen für Produktion, Speicherung, Transport und Nutzung von Wasserstoff folgt die Entstehung regionaler und internationaler Wirtschaftsökosysteme. Der asiatische Markt hat dabei eine globale Bedeutung. Nirgendwo auf der Welt steigt die Energienachfrage rasanter und nirgendwo werden derzeit mehr fossile Energieträger verbraucht als im Fernen Osten.

Die leistungsfähigen Brennstoffzellenstacks von EKPO sind ein wichtiger Baustein, um die CO2-neutrale Mobilität weiter voranzutreiben – auf der Straße, Schiene, zu Wasser oder im Gelände.

250kW

Der neue Brennstoffzellenprüfstand kann Stacks von bis zu 150 Kilowatt testen. Er wird Mitte 2023 auf 250 Kilowatt aufgerüstet.

Der Aufbau einer auf Wasserstoff beruhenden Wirtschaft ist für China von strategischer Bedeutung für die Dekarbonisierung. Als Industriezentrum hat China einen immensen Energiebedarf. Gleichzeitig sind die urbanen Regionen von Umweltverschmutzung stark beeinträchtigt. Deshalb möchte das Land noch innerhalb der laufenden Dekade den Zenit der nationalen CO2-Emissonen überschreiten und bis 2060 Klimaneutralität erreichen. China ist dabei die führende Region in Asien im Bereich der Brennstoffzellentechnologie. Getrieben von den klima-, energie- und industriepolitischen Zielen werden in China Wasserstoff- und Brennstoffzellenanwendungen als künftige Schlüsseltechnologien entwickelt und gefördert. Ein besonderer Fokus liegt auf dem Mobilitätssektor, in dem Brennstoffzellenfahrzeuge ebenso wie Batteriefahrzeuge als New Energy Vehicle (NEV) gelten. Dazu hat die Regierung ein umfangreiches Förderprogramm aufgelegt, in dem die Wertschöpfungskette für Brennstoffzellenfahrzeuge eine wichtige Rolle spielt. Neben China sind auch Japan, Südkorea und Indien vielversprechende Wachstumsmärkte, in denen verstärkt staatliche Wasserstoff- und Brennstoffzellenprogramme initiiert wurden, die eine tragende Rolle bei der Bereitstellung grüner Energie spielen.

EKPO China hat seinen Sitz im Industriepark Suzhou New District.

Die Wachstumsaussichten sind für EKPO mit seiner Spitzentechnologie eine attraktive Chance, die das Unternehmen nutzen will, um ein Hauptakteur in Chinas Brennstoffzellenindustrie zu werden. EKPO, das Joint Venture zweier etablierter internationaler Automobilzulieferer – ElringKlinger und Plastic Omnium – ist seit seiner Gründung 2021 in China aktiv. Das Unternehmen kann hierbei auf die vorhandene Infrastruktur der beiden Muttergesellschaften aufbauen. Investitionen in den Standort Suzhou und die Gründung der chinesischen Tochtergesellschaft von EKPO sind die ersten Bausteine einer langfristig angelegten Strategie.

Das Brennstoffzellen-Testlabor erfüllt die gleichen Standards wie die Prüfstände in der Unternehmenszentrale in Dettingen/Erms, Deutschland.

ElringKlinger in Suzhou

ElringKlinger ist bereits seit 1993 im Reich der Mitte aktiv. Während man in den ersten Jahren ausschließlich Zylinderkopf- und Spezialdichtungen produzierte, wird heute nahezu das komplette Produktprogramm hergestellt. Seit 2008 zählt Suzhou zu den 46 weltweiten ElringKlinger-Standorten. Aufgrund des starken Wachstums des chinesischen Automarktes musste das Unternehmen jedoch bald umziehen und Kapazitäten erweitern. 27 Kilometer vom bisherigen Standort entfernt entstand auf rund 67.000 Quadratmetern ein hochmodernes Werk.

2016 wurde der ElringKlinger-Standort in Suzhou um rund 30.000 Quadratmeter erweitert, ein Großteil davon als Produktionsfläche. Darüber hinaus bestehen in Suzhou lokale Kapazitäten für Forschung und Entwicklung. Auf weiteren 7.000 Quadratmetern befinden sich Büros und Konferenzräume, ein Betriebsrestaurant und Sozialräume. In Suzhou arbeiten aktuell über 350 Personen für den ElringKlinger-Konzern.

Kompetenz vor Ort
Der erste Ausbauschritt in Suzhou war zum Jahresbeginn 2022 die Investition von 15 Mio. CNY (ca. 2 Mio. EUR) für eine 1.000 Quadratmeter große Prüfanlage und eine Wasserstoffstation. Dieser Brennstoffzellenprüfstand kann Stacks von bis zu 150 kW testen und wird bis Mitte des Jahres auf 250 kW aufgerüstet. Damit erfüllt das Brennstoffzellen-Testlabor die gleichen Standards wie die Prüfstände von EKPO in der Unternehmenszentrale in Dettingen/Erms, Deutschland, um die höchste Qualität serienfähiger Brennstoffzellenlösungen weltweit anzubieten.

Der zweite Schritt erfolgte mit der offiziellen Gründung der chinesischen Tochtergesellschaft, die im Juni formaljuristisch abgeschlossen wurde. Dafür investiert das Unternehmen zunächst ein Volumen im mittleren einstelligen Millionen-Euro-Bereich am Standort in Suzhou. Eine logische Konsequenz, um in China eine Wertschöpfung in der Brennstoffzellentechnologie vor Ort zu etablieren. Am Jahresende 2022 wurde dann das nächste Etappenziel erreicht – die ersten in Suzhou lokal produzierten Brennstoffzellenstacks haben das Werksgelände verlassen.

Über EKPO Fuel Cell Technologies

EKPO Fuel Cell Technologies (EKPO) mit Sitz in Dettingen/Erms (Deutschland) ist ein führendes Joint Venture in der Entwicklung und Großserienfertigung von Brennstoffzellenstacks für die CO2-neutrale Mobilität. Ziel des Joint Ventures ist es, leistungsstarke Brennstoffzellenstacks zu entwickeln und in Serie zu produzieren, um die CO2-neutrale Mobilität weiter voranzutreiben – ob auf der Straße, der Schiene, dem Wasser oder im Gelände. Die Brennstoffzellenstacks von EKPO erfüllen die Anforderungen an ein langlebiges und kompaktes Design bei gleichzeitig hoher Leistungsdichte und bieten damit die beste Kombination im Markt.

Über die Muttergesellschaft ElringKlinger ist EKPO seit rund 20 Jahren in der Forschung und Entwicklung von Brennstoffzellen tätig. Bereits heute verfügt EKPO über eine Produktionskapazität von zunächst bis zu 10.000 Stacks jährlich. 2022 wurde das erste internationale Tochterunternehmen EKPO China mit einer Niederlassung am Standort Suzhou gegründet.

EKPO China ist für die gesamte Wertschöpfungskette eigenständig verantwortlich: von der Produktentwicklung über den Prototypenbau und -prüfung bis hin zur Fertigung und dem Supply Chain Management. Als zweiter globaler Standort von EKPO spielt das Werk in Suzhou eine Schlüsselrolle in der Wettbewerbsstrategie von EKPO, wie Humphrey Chen, Geschäftsführer EKPO China, erklärt: „Der asiatische – und insbesondere der chinesische – Markt ist durch intensiven Wettbewerb geprägt. Es ist immens wichtig, potenzielle Kunden mit Technologie, Expertise und Produktionskapazitäten vor Ort zu überzeugen. Diese Fähigkeiten bietet EKPO durch den Standort Suzhou dem asiatischen Brennstoffzellenmarkt.“

Entscheidender Beitrag für nachhaltige Mobilität
China ist derzeit der am schnellsten wachsende Markt für Brennstoffzellenanwendungen. Bereits 2025 sollen im Vergleich zu 2020 viermal so viele Pkw wie Nutzfahrzeuge mit Brennstoffzellenantrieb produziert werden. Darauf bereiten sich viele Automobilersteller bereits seit Jahren vor. Schon im Jahr 2030 könnten in China mehr als eine Million Fahrzeuge mit Brennstoffzellenantrieb zugelassen werden, lautet eine Prognose der China Society of Automotive Engineers. Mit seiner marktführenden Stack-Technologie verfügt das Unternehmen auch für diese Absatzregion über leistungsfähige Produkte, um zu einer nachhaltigen Mobilität im größten Automobilmarkt der Welt entscheidend beizutragen. Um an dem Wachstum im Bereich der Brennstoffzelle zu partizipieren, ist es essenziell, Lösungen für chinesische Kunden auch aus chinesischer Produktion anzubieten.

Nachhaltige Mobilität bedeutet für ElringKlinger insbesondere, durch emissionsfreie Technologien aktiv zum Klimaschutz beizutragen.

Das Interesse an der umweltfreundlichen Antriebslösung von EKPO ist groß. Bereits während der Olympischen Winterspiele 2022 in Peking trieb der NM5-Evo Brennstoffzellenstack dort eingesetzte Shuttle-Fahrzeuge an. Dabei zeichneten sich die Stacks selbst bei sehr niedrigen Temperaturen durch gute Kaltstarteigenschaften aus. Derzeit ist das Unternehmen noch in der Kommerzialisierungsphase. Erste Serienprojekte werden von Kunden bereits in naher Zukunft gestartet. Im Wesentlichen werden die Stacks von EKPO für Pkw, Vans und Transporter, Busse und Lkw angefragt.

„Es ist immens wichtig potenzielle Kunden mit Technologie, Expertise und Produktionskapazitäten vor Ort zu überzeugen. Diese Fähigkeiten bietet EKPO durch den Standort Suzhou dem asiatischen Brennstoffzellenmarkt.“

Humphrey Chen, Geschäftsführer EKPO China

Zuversicht für die Zukunft
Als ein zentraler Zukunftsmarkt wird EKPO seine Geschäftsaktivitäten in China schrittweise erweitern. In den nächsten Ausbauschritten wird die Fertigungstiefe der Brennstoffzellenproduktion am Standort Suzhou sukzessive erhöht, um neben Stacks auch Komponenten herzustellen. Darüber hinaus wird die lokale Produktion schrittweise erfolgreich industrialisiert und eine lokale Serviceorganisation aufgebaut, um schnelle Reaktionszeiten und kundenspezifische Anpassungen auf höchstem technischem Niveau zu gewährleisten. Und nicht zuletzt steht stets auch das lokale Lieferkettenmanagement im Fokus, um die Kosten des Produktportfolios nachhaltig zu optimieren.

Humphrey Chens Blick auf die mittelfristige Zukunft des Unternehmens ist daher zuversichtlich: „EKPO China wird von Suzhou aus seine marktführende Brennstoffzellentechnologie auf den asiatischen Markt bringen, um so die Dekarbonisierung der Mobilität aktiv voranzutreiben.“ Und er fährt fort: „Wir sind uns sicher, dass, wenn wir bei EKPO weiterhin hart arbeiten und unsere Innovationskraft sinnvoll einsetzen, wir die strategischen Pläne in die Tat umsetzen und eine Schlüsselrolle in Chinas Brennstoffzellenindustrie einnehmen werden.“

Die Fertigungstiefe der Brennstoffzellen-Produktion wird am Standort Suzhou sukzessive erhöht.