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Challenge Accepted!

ElringKlinger hat eine klare Vision für die Zukunft und seine Ziele fest im Blick. Doch auf dem Weg dorthin warten vielfältige Herausforderungen. Diesen begegnet das Unternehmen mit flexiblem und vorausschauendem Handeln. Im Folgenden sehen Sie, wie ElringKlinger auf Veränderungen der heutigen Zeit antwortet.

Das Jahr 2022 wurde schon vielerorts als „Multikrisenjahr“ bezeichnet. Eine Vielzahl von Konflikten und Umbrüchen bestimmen das aktuelle Weltgeschehen. Das stellt nicht nur die Politik, sondern auch Unternehmen vor große Herausforderungen. Von Unternehmen erfordern solch schwierige Rahmenbedingungen ein hohes Maß an Flexibilität und Resilienz, um gut durch das Umfeld zu steuern. Als drei der größten Herausforderungen der Automobilindustrie im letzten Jahr stellen sich erstens explodierende Materialpreise, zweitens die Liquidität entlang der Lieferkette und drittens zahlreiche Engpässe von Komponenten und Rohstoffen dar.

Wie antwortet ElringKlinger auf diese Herausforderungen? Dazu äußern sich Vorstände und leitende Personen aus dem Konzern zu den Themen Materialpreise, Supply Chain Finance sowie Energie und Transport. In Interviews geben sie konkrete Einblicke, wie ElringKlinger den Herausforderungen mit umsichtiger Planung und Organisation begegnet. Dabei werfen sie Schlaglichter auf gelungene Maßnahmen, blicken aber auch kritisch auf komplexe Vorgänge, die das Unternehmen in Zukunft beschäftigen werden. Erfahren Sie aus erster Hand, wie sich ElringKlinger den vielfältigen Herausforderungen stellt und sie schlussendlich überwindet.

Über das Thema Materialpreise haben wir mit Pascal Stoll, Vice President Purchasing, gesprochen. Mit ihm blicken wir auf die teils extremen Preisentwicklungen und wie diesen einkaufsseitig bei ElringKlinger entgegengewirkt wird.

Thomas Jessulat, Chief Financial Officer (CFO) von ElringKlinger, erklärt in seinem Interview, wie ein Reverse-Factoring-Programm funktioniert, der Konzern mithilfe eines solchen Programms die Liquidität in der Lieferkette verbessert und damit Mehrwert für ElringKlinger und seine Lieferanten schafft.

Hinsichtlich der Herausforderungen beim Bezug von Energie und Transportleistungen spricht Bernd Weckenmann, Vice President Procurement & Supply Chain Management, über die wichtigsten Entwicklungen und zeigt auf, wie ElringKlinger den Marktentwicklungen begegnet.

Bei den hohen und immer wieder schwankenden Materialpreisen – wie würden Sie das Jahr 2022 beschreiben?

Stoll: Herausfordernd und stürmisch wäre eine gute Beschreibung für 2022. Im letzten Jahr hatten wir eine noch nie dagewesene Marktsituation, die sich in den Rohmaterialpreisen widergespiegelt hat. Das hält bis heute an. Ein anspruchsvolles Thema in der Branche stellten dabei die Abrufe der Hersteller dar, die sich nachfragebedingt stark veränderten und damit in der gesamten Lieferkette für Unsicherheiten sorgten.

Was spielte noch eine Rolle?

Stoll: Hinzu kam die noch teilweise aus Covid-Zeiten resultierende Materialknappheit, die sich durch die Ukraine-Krise weiter zuspitzte. Die Aufrechterhaltung der Lieferversorgung war eine der größten Herausforderungen, die wir erfolgreich gemeistert haben. Allerdings spiegelten sich die Rekordpreissteigerungen bei wichtigen Materialkategorien, wie zum Beispiel Aluminium, Nickel oder Kunststoffen, auch bei uns kostenseitig wider. Aluminium und Stahl erlebten beispielsweise Mitte des Jahres ein Allzeithoch beim Marktpreis. Bei Kunststoffen und Elastomeren wurde dagegen die Verfügbarkeit im Jahresverlauf immer kritischer, mit anhaltenden Engpässen bis ins vierte Quartal und kontinuierlichen Preissteigerungen. Und dann sind da noch die hohen Energiepreise, die sich zusätzlich auf die verschiedenen Materialkategorien auswirken.

Wie sind Sie diesen Widrigkeiten einkaufsseitig begegnet?

Stoll: Wir haben mehrere Handlungsfelder identifiziert, um ElringKlinger in eine bessere Kostensituation zu bringen, und setzen die beschlossenen Maßnahmen konsequent um. Beispielsweise führen wir regelmäßige indexbasierte Preisanalysen durch, um gegenläufige Marktentwicklungen frühzeitig zu erkennen und Preissenkungen zur richtigen Zeit einfordern zu können. Bereits während der Preisverhandlungen haben wir eine hohe Preistransparenz erreicht. Diese ermöglicht es, potenzielle Kostensenkungen zu identifizieren und umzusetzen. Auch haben wir uns immer wieder gefragt, ob bestimmte Single-Sourcing-Situationen nach wie vor optimal für ElringKlinger sind und wir unsere Dual-Sourcing-Strategie intensivieren müssen. Aus strategischer Sicht ist es wichtig, dass wir gemeinsam mit unseren Lieferanten Lösungen entwickeln, die für beide Seiten einen Nutzen haben und damit zu einer vertrauensvollen Zusammenarbeit beitragen.

„Das Reverse-Factoring-Programm trägt zu einer vertrauensvollen Zusammenarbeit zwischen Lieferanten und ElringKlinger bei.“

Thomas Jessulat, CFO

Herr Jessulat, welches Problem löst Reverse Factoring und wie funktioniert ein solches Programm?

Jessulat: Im vergangenen Jahr hat ElringKlinger ein Reverse-Factoring-Programm gestartet, mit dem teilnehmende Lieferanten ihre Forderungen gegen ElringKlinger-Konzerngesellschaften an die finanzierende Bank gegen einen Diskont abtreten können und so frühzeitig den diskontierten Rechnungsbetrag erhalten. Im Rahmen des Programms begleicht ElringKlinger den Rechnungsbetrag zum vereinbarten Fälligkeitstermin nicht an den Lieferanten, sondern an die finanzierende Bank.

Liquidität ist für Unternehmen wichtig. Haben denn beide etwas von einem solchen Programm?

Jessulat: Ja, ein solches Programm hat die Verbesserung der Liquidität beider beteiligten Unternehmen – sowohl von ElringKlinger als auch seinen Lieferanten – im Auge. Das ist gerade in unsicheren Zeiten wie diesen wichtig. Jedes Unternehmen schaut auf eine gefüllte Kasse und eine solide Finanzierung seines Betriebs.

Welche Vorteile ergeben sich daraus konkret für ElringKlinger und die Lieferanten?

Jessulat: Im Zentrum des Reverse-Factoring-Programms steht der Mehrwert für den Konzern und seine Lieferanten. Für Lieferanten bieten sich teils günstigere Konditionen als im Rahmen eigener Finanzierungsalternativen. Die frühzeitige Begleichung der Forderungen kann hier zu Konditionen für ElringKlinger finanziert werden. Zudem wird die Flexibilität für Lieferanten erhöht.

Also ein Programm für den Lieferanten?

Jessulat: Nein, nicht nur. Auch ElringKlinger kann im Rahmen des Reverse-Factoring-Programms seine Liquidität optimieren. Wir können vereinbarte Zahlungsziele voll nutzen, um unser eigenes Working Capital zu verbessern. Im Ergebnis trägt das Reverse-Factoring-Programm durch seine Vorteile zu einer vertrauensvollen Zusammenarbeit zwischen Lieferanten und ElringKlinger bei.

„Bei aller Unsicherheit haben wir ein gutes Verständnis für die aktuelle Marktsituation.“

Bernd Weckenmann, Vice President Procurement & Supply Chain Management

Ein Blick auf die Charts der Energie- und Transportpreise verrät, dass die letzten 24 Monate ihre Tücken hatten. Was steckt dahinter?

Weckenmann: Ja, auf diesen Märkten prallten mehrere Knappheiten und Krisen direkt aufeinander. Anders als in den beiden Vorjahren, die unter anderem von Halbleiter- und Containermangel geprägt waren, sahen wir teils extreme Preissteigerungen – auch bei Transport und Energie. Mitunter angeheizt durch den Krieg in der Ukraine, hat sich zum Beispiel der Preis für Erdgas im Vergleich zu vor der Corona-Pandemie zeitweise vervierfacht. Wir alle spüren die Folgen der Energiekrise in unserem Alltag. Für einen Konzern wie ElringKlinger bedeutet die neue Situation einmal mehr: Je weniger Energie wir verbrauchen, desto weniger Energie müssen wir auch einkaufen. Wir profitieren als Konzern davon, dass wir an einigen Standorten einen bedeutenden Anteil der benötigten Energie selbst produzieren – und zwar durch erneuerbare Energien.

Wie sind Sie der Situation begegnet?

Weckenmann: Einkaufsseitig zählte vor allem eine vorausschauende, langfristige Beschaffung, durch die wir einen Großteil unseres Energiebedarfs bereits vor der Krise sichern konnten. Dadurch wurden wesentliche Anteile trotz Krise zu Konditionen bezogen, die deutlich besser waren als der Markt. Dennoch standen wir als produzierendes Unternehmen letztes Jahr vor einem insgesamt spürbar erhöhten Kostenniveau bei Energie.

Welche Lage zeigte sich in den Lieferketten beim Transport?

Weckenmann: Bei den Frachtpreisen ergab sich ein etwas anderes Bild. Erfreulicherweise erholten sich die Frachtpreise im Jahresverlauf und sanken auf ein Niveau, das es zuletzt vor der Havarie der ‚Ever Given‘ im Suez-Kanal im März 2021 gab. Inzwischen sind Container im Schiffsverkehr sogar wieder günstiger als vor der Corona-Pandemie. Dennoch darf man die zahlreichen Engpässe nicht vergessen, mit denen die Lieferketten teils nach wie vor zu kämpfen haben, z.B. bei Halbleitern blieb die Knappheit durchaus angespannt. Zusätzlich verschärfte der Krieg in der Ukraine Engpässe bei Produkten, die in der Ukraine oder Russland hergestellt werden.

Wie geht es bezüglich der Beschaffung von Energie und Transportleistungen nun weiter?

Weckenmann: Prognosen sind in diesem Bereich natürlich schwierig. Das letzte Jahr hat gezeigt, wie schnell manche Gewissheiten infrage gestellt werden können. In der Branche wird Energie auch ein zentrales Thema bleiben. Bei aller Unsicherheit haben wir aber ein gutes Verständnis für die aktuelle Marktsituation. Wir wissen, wie wir reagieren und unsere Einkaufs- und Supply-Chain-Situation immer wieder neu zum Positiven beeinflussen können.