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11 Fragen an 11 Standorte

ElringKlinger sieht in der Vielfalt, in der Kreativität sowie in den unterschiedlichen Talenten, Neigungen und Fertigkeiten seiner Mitarbeiter:innen eine besondere Stärke. Überzeugen Sie sich von dieser Vielfalt anhand der Antworten auf 11 Fragen an 11 ElringKlinger-Standorte weltweit.

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Was treibt den Fortschritt in China voran?

Seit 19 Jahren lebe ich in Changchun und arbeite seit 18 Jahren bei Changchun ElringKlinger Ltd. (CEK) Vor einigen Jahren bin ich in den Südosten der Stadt gezogen. CEK hat sein Firmengelände in den Nordosten der Stadt verlegt und um das Doppelte vergrößert. In Changchun erleben wir eine rasante Entwicklung. In der Nähe meines Wohnortes wurde im letzten Jahr eine Autobahn gebaut, weiterhin ist eine neue Autobahn zum südlichsten Punkt von Changchun im Bau. Ein 84,5 km langes Autobahnnetz wurde in nur zwei Jahren und acht Monaten fertiggestellt. Ein neuer Feuchtbiotoppark mit einer Fläche von 12 km2 im Norden von Changchun wurde innerhalb von drei Jahren zu Ende geführt. Die Reisezeit von Changchun nach Peking verkürzt sich um mehr als 5 Stunden. Eine solche Geschwindigkeit in der Entwicklung findet man in keinem anderen Land – nur in China. Die Wirtschaft ist für China von großer Bedeutung: Unsere Kinder erhalten eine vielseitigere Ausbildung, unsere Eltern und Großeltern eine bessere Rente und medizinische Versorgung. Der Binnenkonsum, gezielter Ausbau von Anlagen und die Investitionen der Industrie spielen eine wichtige Rolle in der wirtschaftlichen Entwicklung.

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„Savoir vivre“ ist die französische Lebensart, die – unter anderem – positiv oder lebensbejahend sein soll, was besonders in schwierigen Zeiten wie heute hilfreich sein kann. Was meinen Sie dazu? Hat diese Denkweise geholfen, mit den Schwierigkeiten rund um Covid-19 fertig zu werden?

Was mich in den zwei Jahren seit dem Ausbruch von COVID beeindruckt hat, war der Kampfgeist aller Mitarbeiter:innen von ElringKlinger France, um neue Prozesse und Produkte an den Standorten Nantiat und Chamborêt zu integrieren und betriebsfähig zu machen. All dies fand in einem äußerst komplizierten gesundheitspolitischen Umfeld (Lockdown, Teilaktivität etc.) statt. Wir haben diese Projekte als Gelegenheit gesehen und genutzt, um unter Wiederverwendung möglichst vieler bestehender Prozesse Verbesserungen zu erzielen, insbesondere beim Materialfluss in den Werkstätten, der Ergonomie der Arbeitsplätze, der Sicherheit und ganz allgemein den Arbeitsbedingungen. Die Teams zeigten enorme Solidarität, um den Projektzeitplan einzuhalten, und große Zivilcourage, um im Alltag Aufgaben zu erfüllen, die das Kontaminationsrisiko zum Wohle aller verringerten (tägliche Desinfektion der gemeinsamen Geräte in der Produktion und in den Büros, Tests und Isolierung). Kurzum: viel Kreativität und Solidarität auf französische Art, um alles bestmöglich zu vereinbaren und gesetzte Ziele zu erreichen.

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Mit Ehrgeiz und Leidenschaft haben Sie (als Bergsteiger) schon viele Gipfel bestiegen. Welche Parallelen können Sie zwischen Ihrer Arbeit in den Bergen und Ihrer täglichen Arbeit bei ElringKlinger ziehen?

Ehrgeiz und Leidenschaft in Hobby und Beruf dienen den gleichen Zielen, nämlich Erfolg zu haben. Um dorthin zu kommen, braucht es Sachkenntnis, Willensstärke, Führungsqualitäten, genaue Planung und flexible Umsetzung der gesetzten Ziele. Das wichtigste aber ist ein kompetentes Team, in dem jeder dem anderen zu 100 Prozent vertrauen kann. Das ist bei der Reparatur einer Anlage nicht anders. Die Herausforderungen sind in beiden Fällen beträchtlich und erfordern Kompetenz und Sorgfalt. Wird eine Tour mit einem Gipfel belohnt, den man trotz widriger Umstände und Anstrengung gemeinsam erreicht, kann das Erfolgserlebnis nicht grösser sein. Genauso freue ich mich mit meinem Team, wenn ein Auftrag erfolgreich abgeschlossen wird. Die Berge machen aber auch demütig, eröffnen den Blick in große Weiten und zu neuen Zielen.

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Ein Standort lebt von seinen Mitarbeitern. Was ist die Grundlage für das Gefühl der Zusammengehörigkeit in Bursa?

Ich bin 26 Jahre alt und wurde in Bursa geboren. Meine Eltern kommen ursprünglich aus Bulgarien. Sie haben dort immer noch ein Haus und besuchen ihr Heimatland oft. Ich arbeite seit 2018 bei ElringKlinger Türkei und sehe das Unternehmen als Teil meiner Familie. Ein gutes Team erkennt, schätzt und nutzt die Stärken eines jeden Einzelnen. Jeder muss bereit sein, etwas außerhalb seines Verantwortungsbereichs zu tun. Nur so lassen sich übergreifende Ziele erreichen und ein Teamgeist entwickeln. Eine effektive Kommunikation unter den Mitarbeitern ist ebenfalls sehr wichtig. Das Zugehörigkeitsgefühl zum Unternehmen wächst in einem Arbeitsumfeld, in dem die Zusammenarbeit und nicht der Wettbewerb untereinander im Vordergrund stehen. Geteilte Verantwortung bedeutet auch, dass Probleme Hand in Hand angegangen werden. Tun und Handeln im Einklang mit gemeinsamen Zielen und Visionen trägt dazu bei, ein Gefühl der Zusammengehörigkeit zu schaffen. Gemeinsame Aktivitäten, Projekte, Aufgaben und Verantwortung.

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Indien ist ein großes und bevölkerungsreiches Land mit guten Chancen in einer sich verändernden und herausfordernden Welt. Was sind die Faktoren, um diese Chancen zu nutzen, insbesondere in der Automobilindustrie?

Die rasche Urbanisierung ist einer der Faktoren für die steigende Nachfrage nach Mobilität. Bis 2030 werden Millionen von Menschen in die Städte ziehen. Höhere Einkommen werden ebenfalls eine wichtige Rolle spielen, und bis 2025 werden deutlich mehr Jugendliche und Frauen auf den Arbeits- und Verbrauchermarkt drängen. Die wachsende Erwerbsbevölkerung und eine expandierende Mittelschicht sind ebenfalls die wichtigsten Nachfragetreiber für Automobile in Indien. Initiativen der Regierung zur Förderung der Fertigung in Indien, produktions- und konstruktionsgebundene Anreizprogramme zur Unterstützung der Hersteller und der schrittweise Ausbau der Infrastruktur zur Verbesserung der Verbindung zwischen Stadt und Land haben die Nachfrage nach Autos und anderen Fahrzeugen angekurbelt. Zu den Plänen der Regierung gehören auch die Umstellung auf Elektrofahrzeuge, das Programm zur freiwilligen Modernisierung der Fahrzeugflotte, die Senkung der Gesamtkostenstruktur der indischen Automobilindustrie und die Verringerung des CO2-Ausstoßes um 33-35 % bis 2030. Das hohe Bevölkerungswachstum eröffnet ein signifikantes Maß an Expansionspotenzial für viele Industriezweige, insbesondere für die Automobilindustrie.

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ElringKlinger Marusan hat seinen Sitz in Japan und blickt auf eine sehr lange Geschichte innerhalb der ElringKlinger-Gruppe zurück. Was macht für Sie den Unterschied aus, für einen europäischen Automobilzulieferer zu arbeiten?

Im Hinblick auf die Unternehmenspolitik fördern wir die Vielfalt und die Vereinbarkeit von Beruf und Privatleben, da viele Mitarbeiter auch aus anderen asiatischen Ländern bei ElringKlinger Marusan arbeiten. Wir bieten den Mitarbeiter:innen ein vielfältiges Umfeld, wie z.B. Unterhaltungsveranstaltungen oder ein breites Bildungsangebot. Unser Motto lautet: „Chancen ergreifen und Herausforderungen annehmen, ohne Angst vor Veränderungen zu haben“. ElringKlinger Marusan in Japan ist in eine neue Ära großer Veränderungen eingetreten und hat sich dem Megatrend der Transformation von Verbrennungsmotoren hin zu elektrischen Antrieben gestellt. Darüber hinaus konzentriert sich Marusan auf die Innovation der neuen ElringKlinger-Produkte, die mit künstlicher Intelligenz und Cobot-Technologie hergestellt werden.

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Was bedeutet „Nachhaltigkeit“ für Sie?

Nachhaltigkeit bedeutet nicht nur Umweltschutz, sondern auch gesellschaftliche Verantwortung und Gemeinsamkeit. Ich habe hier mit 45 Jahren eine Arbeitsmöglichkeit in der Industrie bekommen. Trotz meiner Kommunikationsschwierigkeiten sehe ich, wie sehr sich das gesamte Unternehmen bemüht, uns einzubeziehen – wir sind zehn gehörlose Kollegen – und wie sehr es sich um andere kümmert, z. B. den Arbeitsplatz für die nächste Schicht sauber und organisiert zu halten. Rücksichtnahme und Respekt sind für mich auch ein Weg der Nachhaltigkeit und ich habe das bei Elring Klinger do Brasil Ltda. gelernt. Ich arbeite gerne hier! Daher bedeutet Nachhaltigkeit für mich, den Bedürfnissen der heutigen Generation gerecht zu werden, ohne die nächsten Generationen zu gefährden. Dazu gehört auch die soziale Vielfalt, um insbesondere diejenigen Menschen, die durch äußere Umstände gesellschaftlich unterprivilegiert sind, gleich zu behandeln und sie in einem angemessenen gesellschaftlichen Rahmen zu integrieren.

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Was unterscheidet die Mobilität in China von der in anderen Regionen der Welt?

China hat sich zügig zum größten Mobilitätsmarkt der Welt entwickelt. Innovationen in den Bereichen Automobil, Technologie und Internethandel wachsen auf unerwartete Weise rasant zusammen. Immer mehr Menschen entscheiden sich für das eigene Auto als tägliches Verkehrsmittel, unter anderem auch aus Sicherheitsgründen wegen Covid-19. Die durchschnittliche tägliche Pendelzeit beträgt rund eine Stunde je Strecke in der Rush Hour. Das verursacht erhebliche Luftverschmutzung. Die Regierung hat eine Reihe zielgerichteter Maßnahmen ergriffen: die Verbesserung des öffentlichen Nahverkehrs, Subventionen und Erleichterungen für Fahrzeuge alternativer Antriebstechnologien, leistungsfähige Ladesäulen, Ausbau der 5G-Technologie etc. Motiviert durch die Umsetzung dieser Maßnahmen und um Treibstoffkosten zu sparen, gibt es vermehrt neue Elektrofahrzeuge auf den Straßen. Apropos, ein paar Worte zu den Zahlungsmethoden im öffentlichen Nahverkehr: Man kann problemlos sein Smartphone nutzen, ohne es zu entsperren, um mit Bus oder U-Bahn zu fahren, und über einen QR-Code auch mit Shared Bikes und Shared Cars kombinieren. Mit dieser funktionierenden Plattform nehmen wir Abschied von Bargeld und Bankkarte, wodurch die Mobilität der Menschen in China maßgeblich verändert und erleichtert wird.

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Können Sie sich vorstellen, heute in Ihrer Region mit einem reinen Elektrofahrzeug zu fahren?

Auf jeden Fall! Es gibt immer mehr vollelektrische Fahrzeuge auf den Straßen, besonders in Städten und touristischen Gebieten. Mit dem wachsenden Umweltbewusstsein bieten die Städte mehr öffentliche Ladestationen für E-Fahrzeuge an. Einige Unternehmen stellen diesen Service auch für ihre Kunden bereit. Bei Elring Klinger, S.A.U. steht eine Ladestation für Besucher zur Verfügung. Darüber hinaus fördert die technologische Verbesserung von Batterien mit höherer Reichweite die Nutzung von E-Fahrzeugen. Die größte Herausforderung ist die Infrastruktur außerhalb der Städte, wo Ladestationen verstärkt benötigt werden. Es ist schwierig, die öffentliche Meinung zu ändern, da die Zuverlässigkeit von E-Fahrzeugen im Alltag weiterhin in Frage gestellt wird. Mit dem wachsenden Interesse an E-Fahrzeugen sind wir jedoch einem großflächigen Einsatz einen Schritt nähergekommen.

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Wie wird Mobilität in den Vereinigten Staaten in zehn Jahren aussehen? Sind regionale Unterschiede zu erwarten?

Ich bin wirklich gespannt, wie sich Mobilität in den USA in den nächsten zehn Jahren verändern wird. Viele gehen davon aus, dass die großen Städte an der West- und Ostküste auf öffentliche Verkehrsmittel, die mit Strom oder Solarzellen betrieben werden, und auf Carsharing umsteigen werden. Familien in diesen Regionen werden wahrscheinlich Elektrofahrzeuge besitzen. In den ländlichen Gebieten wird die Umstellung vielleicht länger dauern, weil die Infrastruktur außerhalb der Städte große Investitionen und zusätzliche Zeit für die Anpassung an die veränderte Mobilität erfordert. Wir erleben bereits den Übergang zu Elektrofahrzeugen im ganzen Land, der sich in der Zukunft weiter steigern wird. Mit neuen Technologien und Anwendungen werden sich die Fahrzeuge weiterentwickeln. Das hat auch das Potenzial, die Art und Weise zu revolutionieren, wie Waren in der gesamten Lieferkette von A nach B transportiert werden. Neue Produkte und Innovationen werden Chancen, aber auch Herausforderungen für die Branche mit sich bringen

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Die globalen Lieferketten geraten von Jahr zu Jahr stärker unter Druck. Was bedeutet das für Ihren Standort?

Hier bei ElringKlinger Mexiko haben wir einen hohen Prozentsatz an Materialimporten von außerhalb der Region Amerika, was uns in Bezug auf Fracht und Containerknappheit benachteiligt und zeitnahe Lieferungen von Materialien zur Erfüllung unserer Unternehmens- und Kundenverpflichtungen gefährdet. Wir befinden uns in einer Phase, in der Digitalisierung und Mobilität der Schlüssel sind, um die ideale Formel für die Anpassung an dieses neue Umfeld zu finden, in dem Geschwindigkeit, Flexibilität und Effizienz maßgeblich sind. Die Frage ist: Sind wir darauf vorbereitet? Unsere Lieferkettenstrategien müssen auf Teamwork und Zusammenarbeit mit anderen Standorten im Konzern ausgerichtet sein, um relevante Bestände gemeinsam zu nutzen. Wir müssen uns auf eine stabile Strategie der Verlagerung von Lieferanten, auf flexible Handelsvereinbarungen und den Austausch über bewährte Verfahren konzentrieren. Der Weg, diesen Herausforderungen zu begegnen, besteht darin, nach anderen Herangehensweisen zu suchen, das Umfeld einzubeziehen und Alternativen zu prüfen, bei denen Befähigung und Erfahrung unseres Lieferketten- und Außenhandelsteams zum Tragen kommen. Eine unserer Strategien wird die Einführung von Konsignationslagern sein, wobei die Lokalisierung der Bestände und die Senkung der Frachtkosten zwei der Hauptschwerpunkte darstellen. Zur gemeinsamen Bewältigung haben wir ein schlagkräftiges und erfahrenes Team vor Ort.